Kauf eines Pflegedienstes in Corona-Zeiten – Teil 6
Willkommen in 2021 – das haben wir noch voller Hoffnung zum Jahreswechsel zugerufen
Das neue Jahr begann, wie das alte Jahr geendet hat – mit viel viel Ärger.
Der neu eingestellte Pflegedienstleiter war schlicht und einfach überfordert, und das mit nahezu allen Abläufen. Sicherlich war dies auch dem Umstand geschuldet, dass er alles perfekt machen wollte, aber es einfach nicht konnte. Die Mitarbeiterinnen, die wir übernommen hatten, gaben ihm keine Chance, es wurde nur an den Touren kritisiert, angeblich wurden die Wunschzeiten der Patienten nicht eingehalten, angeblich waren die Fahrzeiten zu lang und die Pflege-Informationen waren auch nicht ausreichend und erklärend genug. Es ist wie immer, wenn einer das Haar in der Suppe sucht, wird er auch fündig.
Daher haben wir die angebotene Hilfe einer Mitarbeiterin aus Salzgitter gerne angenommen. Die Mitarbeiterin hatten wir als engagierte Fachkraft schätzen gelernt. Von dem Firmenvorbesitzer war sie uns als ausgebildete Pflegedienstleiterin vorgestellt. Daher hatten wir sie nach der Übernahme und Ausscheiden der Ehefrau des Mitinhabers auf diese Position gesetzt.
Ich weiß noch wie heute, dass die Firmenverkäufer dies intensiv zu verhindern versucht haben. Als wir an einem Freitag die ehemaligen Inhaber über die Beförderung der besagten Mitarbeiterin von der PDL-Vertreterin zur vollwertigen PDL informierten, wurden Beide sehr schweigsam. Am folgenden Montag wurden wir zu einem Gespräch gebeten. Und dann wurde uns nahezu wortwörtlich gesagt, dass sie ein ganz unruhiges Wochenende hinter sich haben, sich über das ganze Wochenende beraten haben und dann entschlossen haben, uns von dieser Beförderung dieser Mitarbeiterin abzuraten. Die Begründung war „Die Mitarbeiterin sei noch nicht so weit.“ Wir konnten uns nur erstaunt anschauen. Was hieß nun „Die sei noch nicht so weit“? Sie war fast 20 Jahre im Unternehmen, angeblich eine erprobte PDL-Vertreterin, erfahren und loyal. Was will man mehr.
Wir haben die Hinweise nicht sehr ernst genommen. Da die ehemalige Pflegedienstleiterin die Tätigkeit aufgrund des Verkaufs aufgeben musste, wer weiß, konnte auch schlicht weiblicher Neid mit im Spiel sein.
In den Kaufverhandlungen wurde genau diese Mitarbeiterin hoch angepriesen. Denn eines war klar, mit der Übernahme von zwei Standorten mit zwei IK-Nummern brauchten wir auch zwei Pflegedienstleiter/innen. Wir hätten niemals zwei Standorte gekauft, wenn nicht die fachlich geforderte Qualifikation gegeben war. Der Kaufpreis rechtfertigte sich auch nur mit zwei Standorten, zwei IK-Nummern und zwei aktiven Pflegedienstleitern/leiterinnen.
Nun mussten wir ja schon für den Braunschweig schwierige Entscheidungen treffen, denn die dort angestellte PDL und gleichzeitig auch die PDL-Vertreterin hatten uns zeitgleich „den Krieg erklärt“, da eine Krankmeldung der nächsten folgte.
Zwei Standorte – Zwei IK-Nummern – Zwei Pflegedienstleiter:innen
Somit waren wir mehr als angreifbar und mussten der Neu-PDL in Salzgitter den Wunsch nach einer persönlichen Aufwertung erfüllen. Also mussten wir der „Erpressung“ nachgeben und ihr als Firmenwagen den im Bestand befindlichen Audi A1 überlassen. Jeder weiß, wie dieses Zugeständnis gerechnet werden muss, denn incl. freies Tanken kommen da schon mehrere hundert Euro pro Monat zusammen.
Wir waren bereit, den Deal einzugehen – es war ja auch alternativlos. Unser PDL war überfordert und eine weitere Führungskraft war nicht in Sicht. Zu dieser Zeit hätten wir gerne den fachlichen Rat eines Branchen-Insiders in Anspruch genommen. Den gab es aber nicht. Meine Vorstellungsschreiben an die Pflegedienste in der Umgebung blieben ohne Antwort. Der Verein APON e.V. wollte auch nur den Monatsbeitrag abbuchen – aber Hilfe oder Rat gab es von keiner Seite.
Skeptisch wurden wir, als es darum ging die jeweilige PDL-Qualifikation der zuständigen Krankenkasse offenzulegen. Das erfolgt in Form von notariell bestätigten Zeugnissen und den vollständigen Lebensläufen. Bei der Sichtung der Unterlagen fiel mir wieder ein Satz des Firmenverkäufers ein. Er hatte uns kurz ein Diplom gezeigt, dies war auch mit vielen farbigen Stempeln versehen war. Ich sehe noch sein Gesicht vor mir. „Ach, das ist etwas kurios. Unsere Kathi hat den PDL-Kurs besucht und erst etwas später die Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen. Aber das ist alles so lange her. Und wir haben ja auch alles beglaubigen lassen.“
Mein Gott, waren wir naiv !!
Klar, gab es eine Beglaubigung. Aber der Notar hat seinerzeit nur die Echtheit eines Dokuments beurkundet, nicht den Inhalt. Aber in all den hektischen und aufregenden Tagen des Kaufs habe ich das einfach übersehen. Tja, ich war zu gutgläubig.
Und es war dann wie befürchtet. „Unsere Kathi“ war gar keine ausgebildete Pflegedienstleiterin. Pech für uns. Und die gute Kathi hat das auch gewußt. Als wir nämlich mitteilten, dass wir nun alle Unterlagen zusammen haben und diese der Krankenkasse zur Genehmigung einreichen wollten, bat die Mitarbeiterin um ein Gespräch.
Und, was kam ?
Ja, die Kündigung. Die Begründung war recht einfallslos. Sie fühlte sich überfordert, könne nachts nicht mehr schlafen und der Arzt habe ihr dringend eine Auszeit empfohlen. Mit diesen Worten hat sie sich verabschiedet, die Schlüssel abgegeben, die Arbeitstasche abgegeben und wurde auch schon Minuten später von ihrem Mann abgeholt. Alles super geplant.
Jetzt hatten wir wieder nur einen PDL, aber leider einen sehr schwachen Mitarbeiter. Trotz all der Alltagsprobleme, des Ärgers und der Hindernisse fiel meinem Mann auf, dass dieser recht junge Mitarbeiter ein Auge auf eine neu eingestellte 20-jährige Altenpflegerin geworfen hatte. Ich wollte es zunächst gar nicht glauben. Aber es war dann auch für mich nicht mehr zu übersehen. Da kam ein neues Problem auf uns zu. Mein Mann hat ihn sich dann zu einem „Männergespräch“ zur Seite genommen und ihm in klaren und eindeutigen Sätzen erklärt, dass er sofort die Firma verlassen wird, wenn er mit einer ihm anvertrauten Mitarbeiterin ein Verhältnis anfangen sollte.
Man muss schon sagen, wir haben nichts ausgelassen.
Es nutzte alles nichts, jetzt waren die Verordnungen keine Baustelle mehr für mich, aber nun war die Einarbeitung in den Leistungskatalog und die Erstellung von Angeboten erforderlich. Meinen Fehler aus November/Dezember 2020 durfte ich nicht wiederholen. Was war geschehen: Rein wirtschaftlich betrachtet, war das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen für mich reichlich unattraktiv. Also habe ich kurz entschlossen ungefähr 20 Patienten gekündigt. Das war richtig blöd. Stattdessen hat dann unser neuer und leider unerfahrener Pflegedienstleiter stattdessen hauswirtschaftliche Leistungen verkauft. Die Kompressionsstrümpfe brachten in der Stunde incl. Wegegeld immer noch 48 Euro. Nun leisteten wir Putzarbeiten für 24,70 Euro. Als Neuling merkt man das aber auch erst nach zwei Monaten. Wie schon berichtet, wir hätten uns einen fairen und verläßlichen Berater gewünscht.
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