Ambulante Pflege: Mehr Insolvenzen als Hilfe vom Land Niedersachsen
Diese Nachricht sollte alle Pflegedienst-Inhaber wachrütteln und mobilisieren.
Es wird aber leider nur gesprochen und nichts geändert.
Was muss passieren, damit sich etwas ändert?
Wer interessiert sich für die finanzielle Situation in den einzelnen ambulanten Pflegediensten?
Die Lage der Ambulanten Pflege ist weiter prekär. Mehrere Dienste im Landkreis Hannover sind in die Insolvenz gegangen, der Betrieb war wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. In der Burg Seevetal wurde zwischen Betreibern, Politik und Krankenkassen groß debattiert – passiert ist seitdem eigentlich nichts. In einem engen Korsett aus Kosten- und Abrechnungsvorgaben, geschnürt durch Politik und Versicherungen, können Pflegedienste kaum ihre eigenen Kosten decken. Jetzt kam eine Pressemitteilung aus der Niedersächsischen Staatskanzlei mit großen Ankündigungen, denen letztendlich wenig bisgar nichts folgt.
„Jeder Handwerker kann steigende Kosten auf seinen Stundensatz aufschlagen und der Kunde kann dann überlegen, ober das will. Wir, die ambulanten Pflegen, haben keine Wahl.“
Was nützt es, wenn die Tarife der Pflegekräfte regelmäßig steigen, jedoch die Kassen die Anpassung der notwendigen Gebühren verhindern?
Was nützt es, wenn die Wegepauschalen erhöht werden? Im Ergebnis ist die Wegepauschale nun teilweise höher als die Entlohnung für die notwendige Leistung? WAS SOLL DAS ? Im Ergebnis versuchen die Kunden:innen die gebuchte hauswirtschaftliche Leistung mit der reinen Pflegeleistung zu kombinieren, um eine zusätzliche Wegepauschale einzusparen. Es ist aber nicht möglich, am Vormittag eine oft umfangreiche hauswirtschaftliche Leistung mit einer Leistung nach SGB V oder SGB XI zu verbinden. Die Begründung sind auch wieder die Kosten. Wie kann ich eine Fachkraft mit einem Brutto-Stundenlohn von 23 Euro zuzüglich Lohnnebenkosten (gesamt also mindestens 30 €) mit einer hauswirtschaftlichen Leistung betrauen, die ich nicht höher als den zu zahlenden Lohn abrechnen kann?
Die steigene Zahl der Insolvenzen interessiert aktuell NIEMAND !
Eine Folge dieser Mißwirtschaft ist die schon verzweifelte Suche nach Pflegeplätzen, die nach einem Krankenhausaufenthalt notwendig sind. Das hat wiederum zur Folge, dass in der Regel alte Menschen nicht aus der Klinik entlassen werden können. Diese nennt man dann „Überlieger“. Diese Art von Fehlbelegung reduziert wiederum die notwendige Bettenzahl für anstehende OPs oder Notfälle. Nach internen Zahlen verschiedener Kliniken beträgt der Anteil dieser Menschen mindestens 15 Prozent. Diese Überlieger, die man leider als Fehlbelegung bezeichnen muss, führen zu dem erschreckenden Ergebnis, dass in einem Jahr in nur einer Klinik 600 Notfälle abgelehnt werden mussten.
Werden komplizierte Patienten in der Pflege „aussortiert?“
Der Angehörigenverband „Wir pflegen“ beobachtet die Entwicklung, dass Anbieter sich immer häufiger gezwungen sehen, nur noch einfach zu pflegende Patienten, die unkompliziert abgerechnet werden können, anzunehmen. Menschen mit Pflegegrad vier oder fünf würden aus Sicht dieser Anbieter zu viel Personal binden. Die Landesvorsitzende spricht von einer um sich greifenden „Triage in der Pflege“.
Wollen wir das ? Können wir das verantworten ?
Fest steht, der weitaus überwiegende Anteil der mehr als einer halben Million Pflegebedürftigen in Niedersachsen wird zu Hause versorgt, mehr als achtzig Prozent. Ohne Angehörige, Nachbarn, Bekannte, die sich um diese Menschen kümmern, wird das Entlass-Management mehr und mehr zum Problem.
Wollen wir das ? Können wir das verantworten ?
Man spricht schon von einer „Pandemie der Einsamkeit“, die sich breit macht. So kommt es, dass immer mehr schwer kranke Menschen in der letzten Lebensphase in die Klinik eingewiesen werden müssen. Es ist nichts geregelt und die Familien fühlen sich mit der notwendigen Versorgung überfordert. Viele Patienten sind völlig vereinsamt und haben keinerlei soziale Kontakte. Mit diesen gesellschaftlichen Veränderungen verschieben sich auch die Aufgaben der Sozialen Dienste in den Krankenhäusern. Die Entlass-Manager müssen inzwischen vieles auffangen, was normalerweise Familien leisten.
Wollen wir das ? Können wir das verantworten ?
Es stehen viele Fragen im Raum:
- Warum hat die ambulante Pflege nicht die erforderliche Lobby ?
- Wer wird die Stimme der ambulanten Pflege ?
- Warum fragen Sie, Herr Lauterbach, nicht die Personen, die an der Basis arbeiten, die Dienstpläne schreiben, die Touren planen und vor allen Dingen die Menschen, die am Monatsende die Gehälter bezahlen müssen?
Herr Lauterbach, Sie haben bisher auf keinen offenen Brief reagiert !
Haben Sie keine Zeit für die ambulante Pflege? Haben Sie kein Interesse an der ambulanten Pflege?
Cornelia Heyer
Pflegedienst-Inhaberin